Frank Matiaske steht für Neuanfang im Kreis

Klaus-Dieter Schmidt, Ortsvereinsvorsitzender der Brensbacher SPD, sprach mit Frank Matiaske (links), dem Breuberger Bürgermeister und Landratskandidaten der Odenwälder SPD.

Schmidt: Herr Matiaske, bei der Landratswahl am 15. März 2015 ist der amtierende Landrat Ihr einziger Gegenkandidat. Welche Chancen rechnen Sie sich aus, zum neuen Landrat gewählt zu werden?
Matiaske: Es ist immer schwer, gegen einen Amtsinhaber zu kandidieren, da er viele Gelegenheiten hat, sich aus seinem Amt heraus den Bürgerinnen und Bürgern zu präsentieren. An meinem Bekanntheitsgrad arbeite ich konsequent. Ich biete in allen Kommunen Bürgergespräche an und bin auch gerade dabei, Haustürbesuche durchzuführen. Dabei werde ich natürlich nicht alle Menschen im Odenwald erreichen können. Der persönliche Kontakt, das gegenseitige Kennenlernen ist mir aber sehr wichtig. Ich bin überzeugt, dass die Menschen spüren, dass ich es damit ernst meine. Dieses gemeinsame Miteinander sollte die Basis für eine realistische Chance sein, die Wahl zu gewinnen. Antwort auf Ihre Frage: Ja, die Chance ist da, der Wahlausgang wird aber definitiv sehr knapp werden. Ich hoffe deshalb, dass sich viele Wählerinnen und Wähler an der Wahl beteiligen.

Schmidt: Liegen Ihre Chancen darin, dass der amtierende Landrat in Bezug auf die Vergabe des Standortmarketings immer wieder für Negativ-Schlagzeilen sorgt?
Matiaske: Das Thema „Standortmarketing“ zeigt, dass nicht einer alleine seine Vorstellungen „durchboxen“ kann. Dies ist ein veralteter Politikstil, den die Menschen nicht mehr wollen und auch nicht mehr akzeptieren. Kommunalpolitik wird nur dann erfolgreich sein, wenn alle dahinterstehen. Viele Protagonisten im Odenwaldkreis haben mit dem vorliegenden Konzept große Probleme, dies wissen wir alle. Ein Landrat muss aber vermitteln und ausgleichen können.
Gleiches gilt aber auch für viele weitere Themen, die angepackt werden müssen: Wir haben kürzlich erfahren, dass das Kreiskrankenhaus in finanziellen Schwierigkeiten ist, ebenso das Odenwälder Breitbandnetz. Der demographische Wandel stellt uns vor besondere Herausforderungen. Eine Weiterentwicklung des ehemaligen Munitionslagers Hainhaus, das im Besitz der Kreistochter OREG ist, hat beispielsweise in den letzten sechs Jahren nicht stattgefunden. Der ehemalige Landrat Horst Schnur hatte dort die Vision eines „Parks für grüne Technologien“ entwickelt. Eine solche Entwicklung kann aber nur gelingen, wenn sich ein Landrat persönlich um dieses Thema kümmert. Ich stehe mit meiner Kandidatur für einen Neuanfang. Ich stehe dafür, dass der politische Streit den Odenwaldkreis nicht weiter lähmt, sondern genau diese Themen mit ganzer Kraft angepackt werden.

Schmidt: „Ich trau’s uns zu“ – warum dieser Slogan?
Matiaske: Die CDU-Landtagsabgeordnete Judith Lannert hatte auf ihrer Facebook-Seite gepostet: „Warum traut er’s UNS zu? Schafft er es nicht alleine?“. Genau dieser Satz, auch wenn er natürlich aus politischen Gründen gegen mich gerichtet war, drückt aber voll und ganz mein Politikverständnis aus: nicht ein Einzelner alleine hat die besten Ideen, sondern wenn die Talente, Kräfte und Ideen vieler Menschen zusammenwirken, dann entsteht etwas Gutes. Ich stehe mit meiner Kandidatur deshalb dafür, dass wir es wieder schaffen, alle gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Damit bringen wir den Odenwald voran. Dieses gemeinsame Miteinander traue ich uns zu!

Schmidt: Sie wollen eine lebenswerte Gegenwart gestalten und Visionen für den Kreis umsetzen. Was genau meinen Sie damit?
Matiaske: Fragen Sie einmal junge Menschen, was die Region zu bieten hat. Aber auch immer mehr ältere Odenwälder machen sich große Sorgen, weil vieles Vertraute verschwindet. Ich mache dies an einem Beispiel deutlich, das für viele unserer Zentren und Ortsteile steht: In Wald-Amorbach gab es vor einigen Jahren noch drei Gaststätten. Nach und nach haben diese geschlossen. Gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern sowie einer EU-Förderung aus dem LEADER-Programm haben wir es geschafft, ein Fachwerkhaus im Ortszentrum zu einer Begegnungsstätte umzubauen, die heute neben einem ehrenamtlich betriebenen Gasthaus ein regelmäßiges Programm für alle Generationen bietet, von den Kleinkindern bis zu den Senioren. Solche Aktivitäten brauchen persönliche Unterstützung durch einen Amtsinhaber. Dazu muss ich aber auch die Probleme vor Ort kennen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das große persönliche Engagement von Horst Schnur, als es damals galt, für die leer stehende Ernst-Ludwig-Klinik in Sandbach einen Betreiber zu finden. Dabei darf man sich auch nicht scheuen, zunächst aussichtslose Themen anzugehen. Ich persönlich habe ein Leitmotiv, das lautet: Ich frage nicht, ob es geht, ich frage wie es geht.

Schmidt: Im Jahr 2013 wurden Sie mit einer überwältigenden Mehrheit zum Bürgermeister von Breuberg wiedergewählt. Einen solchen Vertrauensbeweis erhält ein Bürgermeister nur, wenn seine Verwaltung funktioniert. Wie handhaben Sie das Miteinander bei Ihnen in der Verwaltung?
Matiaske: Soziale Kompetenzen sind für mich das A und O einer modernen Führungskraft. Nachdem ich Bürgermeister wurde, habe ich deshalb eine Coaching- und eine Mediationsausbildung absolviert. Dies, zusammen mit meinem fachlichen Hintergrund, ich habe Verwaltungsfachangestellter gelernt, bin Dipl.-Verwaltungswirt (FH) und habe an der Universität Kassel meinen Master in „Öffentlichem Management“ gemacht, ist eine gute Basis für einen künftigen Landrat. Als Bürgermeister ist es mir wichtig, Menschen zu befähigen, ihr Potenzial zu entfalten. Vertrauen wird nur aufgebaut, wenn auch im gegenseitigen Miteinander konstruktive Kritik möglich ist. Wenn ein Fehler passiert – und Fehler passieren – dann überlegen wir gemeinsam, wie wir das in Zukunft besser machen können. Vor allen Dingen muss ein Chef dann aber zu seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen und sie nicht öffentlich für diese Fehler verantwortlich machen. Zu diesem Miteinander zählt auch der vertrauensvolle Umgang mit dem Personalrat. Unser Personalratsvorsitzender in Breuberg weiß, dass er bei mir kein Blatt vor den Mund nehmen muss. Ganz im Gegenteil, ich erwarte und begrüße diese offene Art. Genau dieser Umgang bringt uns weiter.

Schmidt: Warum sollten die Bürgerinnen und Bürger des Odenwaldes Sie zu ihrem neuen Landrat wählen?
Matiaske: Ich stehe für einen Neuanfang in der Kreispolitik und mein Blick ist nach vorne gerichtet. Mit meinem beruflichen, persönlichen und politischen Hintergrund stehe ich auch für eine neue Politikergeneration. Die Wählerinnen und Wähler haben somit am 15. März eine echte Wahlmöglichkeit zwischen zwei sehr unterschiedlichen Kandidaten.

Schmidt: Vielen Dank für das Gespräch.

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