Brensbach bleibt Partner im Bündnis „Odenwald gegen Rechts – Bunt statt Braun“

Ein ungewöhnliches Bild bot sich den Gemeindevertretern bei der Sitzung am 20. März 2025: Der Sitzungssaal war bis auf den letzten Platz besetzt, und überwiegend junge Brensbacherinnen und Brensbacher hatten sich eingefunden. Dies war nicht überraschend, denn die Sitzung sollte einen Wendepunkt im politischen Diskurs in Brensbach markieren.

Die UWG brachte einen Antrag ein, in dem sie den Austritt aus dem Bündnis „Odenwald gegen Rechts“ forderte. In ihrem Antrag hieß es: „Die Gemeinde beendet ihre Mitgliedschaft in dem Bündnis ‚Odenwald gegen Rechts‘, um jeglichen Anschein einer parteipolitischen Einflussnahme zu vermeiden.“

Die SPD-Fraktion trat diesem Antrag entschieden entgegen. In voller Stärke war die SPD-Fraktion anwesend, und während die Reihen der anderen Fraktionen sichtlich gelichtet waren, lag die Mehrheit deutlich bei den Sozialdemokraten. Diese stellten klar: „Die Mitgliedschaft der Gemeinde Brensbach im Bündnis ‚Odenwald gegen Rechts‘ stellt weder eine parteipolitische Positionierung dar, noch verstößt sie gegen das Neutralitätsgebot. Vielmehr ist sie ein klares Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und zur Förderung von Demokratiearbeit.“

In einer ausführlichen Rede versuchte die SPD-Fraktion, den Kollegen der UWG näherzubringen, warum deren Argumentation in der aktuellen politischen Lage nicht tragfähig sei. Doch die Argumente der SPD wurden nicht gehört. Erst durch massiven politischen Druck zog die UWG-Fraktion ihren Antrag zurück, noch bevor er von der SPD abgelehnt worden wäre.

Fazit: Brensbach bleibt Mitglied im Bündnis „Odenwald gegen Rechts“. Der Verlauf der Sitzung wirft jedoch viele Fragen auf.

Lesen Sie hier die ausführliche Rede des SPD-Fraktionsvorsitzenden Christian Senker

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
sehr geehrter Damen und Herren,
liebe Gäste,

die AfD hat bei der Bundestagswahl am 23.Februar in der Gemeinde Brensbach mit 24,66 Prozent das stärkste Ergebnis im gesamten Wahlkreis Odenwald bekommen. Zu Erinnerung: Die AfD ist eine in Teilen gesichert rechtsextremistische Partei.
Wenn ein Viertel der Brensbacher Wählerinnen und Wähler dieser Partei die Stimme gibt, müssen wir uns die Frage stellen, ob sie dies trotz oder sogar wegen deren menschenverachtenden und rassistischen Aussagen getan haben.
In unserer Gemeinde leben Menschen aus 50 Ländern. In den letzten Jahren ist es hier immer wieder mit großem Engagement gelungen, geflüchtete Familien und Jugendliche aufzunehmen.

Für uns in der SPD war dieses Wahlergebnis ein Schock. Nicht nur aufgrund der politischen Konsequenzen, sondern, weil wir wissen, wie sehr dieses Wahlergebnis diejenigen verletzt, die in unserer Gesellschaft Zuflucht und Anerkennung gefunden haben. Für sie muss es ein Schlag ins Gesicht sein, zu sehen, wie hoch die Zustimmung für eine Partei ist, die permanent mit rassistischen und diskriminierenden Aussagen in Erscheinung tritt.

Die Bedrohung durch rechtsextreme Kräfte ist real und akut

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Situation ist ernst. Die Bedrohung durch rechtsextreme Kräfte ist real und akut. Das ist uns im Odenwaldkreis nicht erst seit der Wahl bekannt. Schon als ich 2016 im ehemaligen Landschulheim mit geflüchteten Jugendlichen gearbeitet habe, ist es mehrfach vorgekommen, dass Menschen nachts mit dem Auto dorthin gefahren sind, um „Scheiß Ausländer“ zu brüllen. Am Tag nach der Wahl habe ich in der GAZ erlebt, dass ein Sechstklässler zu einer Mitschülerin sagte: „Du wirst jetzt abgeschoben.“ Und das Kind antwortete: „Hier will ich sowieso nicht bleiben.“

Ausländische Mitbürger in Brensbach berichten unseren Fraktionsmitgliedern, dass ihre Nachbarn sie meiden oder ihnen als Provokation stolz ins Gesicht gesagt haben, dass sie die AfD gewählt haben. Solche Vorfälle passieren hier – bei uns in Brensbach.

Der Antrag der UWG-Fraktion irritiert uns zutiefst

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
dieser Antrag der UWG-Fraktion irritiert uns in der SPD zutiefst. Er ist inhaltlich falsch, fußt auf unbegründeten Vorwürfen und wirft die Frage auf, warum er gerade jetzt, direkt nach der Wahl, so plötzlich auf die Tagesordnung gesetzt wird.

Die UWG-Fraktion springt hier auf einen Zug auf, ohne zu begreifen, wohin diese Reise uns tatsächlich führen würde. Diese Art der Angriffe gegen das „Odenwälder Bündnis gegen Rechts“ ist nicht neu. Wir haben bereits in der Vergangenheit darüber diskutiert. Damals war diese Diskussion unangebracht, heute ist sie noch weniger gerechtfertigt.

Die UWG macht sich, so kommt es mir vor, zum Sprachrohr anderer, ohne zu bedenken, was wirklich auf dem Spiel steht. Deshalb halte ich es für notwendig, auf diesen Antrag im Detail einzugehen, denn ich halte ihn in seiner Konsequenz für sehr gefährlich.

In Ihrem Antrag schreiben Sie, dass die Gemeinde dem Bündnis „Odenwald gegen Rechts“ am 19. Dezember 2019 beigetreten sei, in der Annahme, es handele sich um eine überparteiliche Initiative gegen Extremismus.
Der Beitritt zum Bündnis im Jahr 2019 erfolgte jedoch auf Initiative einer Gruppe junger Menschen aus dem Jugendraum, die sich an die Gemeinde wandten, um „ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen“. Sie waren überzeugt, dass dies durch eine sichtbare Partnerschaft der Gemeinde Brensbach im Bündnis „Odenwald gegen Rechts – Bunt statt Braun“ umgesetzt werden könne.

Das Bündnis steht in erster Linie für Menschenrechte und Demokratie

Wofür steht nun dieses Bündnis? In erster Linie für Menschenrechte und Demokratie. Es steht im Umkehrschluss natürlich gegen Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und besonders gegen rechte Gewalt. Darüber hinaus dokumentiert das Bündnis die Aktivitäten rechtsextremer Gruppierungen im Odenwaldkreis – und es ist erschreckend, was dabei seit der Gründung zutage gefördert wurde.

Ich möchte Sie daher bitten, in der UWG-Fraktion nur für sich selbst zu sprechen. Der Beitritt zum Bündnis wurde damals mit den Stimmen der SPD-Fraktion beschlossen, und wir wussten damals und wissen auch heute noch ganz genau, wofür dieses Bündnis steht und wogegen es sich engagiert.

Nun behaupten Sie, dass „in den letzten Jahren gezeigt wurde, dass die Aktivitäten dieses Bündnisses nicht immer mit der gebotenen politischen Neutralität vereinbar sind“. Was genau meinen Sie hier? Sie stellen Behauptungen auf, die weder begründet noch belegt sind.

„Odenwald gegen Rechts – Bunt statt Braun“ ist eine Initiative von Odenwälder Bürgerinnen und Bürgern

Das Bündnis wurde im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet und erhielt die Landesauszeichnung „Soziales Bürgerengagement“ vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration. Außerdem ist das Bündnis in das Bundesprogramm Demokratie leben aufgenommen worden.
Im Kern besteht das Bündnis aus Privatpersonen, die sich ehrenamtlich engagieren, und wird durch öffentliche Einrichtungen, Kommunen, freie Träger, Kirchen, Gewerkschaften und Parteien unterstützt. Die Mitarbeit im Bündnis steht allen demokratischen Kräften im Odenwaldkreis offen.

Die UWG verwechselt Demokratiearbeit mit Parteipolitik

Woran machen Sie also eine angebliche Verletzung des Neutralitätsgebots fest, und wie genau könnte durch die Mitgliedschaft im Bündnis „Odenwald gegen Rechts“ der Eindruck entstehen, dass sich die Gemeinde parteipolitisch positioniert?
Es ist ganz einfach: Die UWG-Fraktion verwechselt hier Demokratiearbeit mit Parteipolitik. Lassen Sie mich dazu ein Zitat aus einem Rechtsgutachten von Prof. Dr. Friedhelm Hufen, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Mainz, anführen:

„Die streitbare Demokratie berechtigt und verpflichtet den Staat sowie andere öffentliche Träger zu präventivem Wirken durch Öffentlichkeitsarbeit und andere Formen von Information, Beratung und Werbung für demokratische Werte sowie zur Warnung vor verfassungs- und demokratiegefährdenden Kräften und Positionen. Das heißt: Bund, Länder und Gemeinden haben die Pflicht, sich für die Stabilität und Fortentwicklung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung einzusetzen, Gefahren abzuwehren und vorzubeugen. (…) Demokratiearbeit und politische Bildung sind insofern verpflichtende Staatsaufgaben, die auch und gerade durch freie Träger wahrgenommen werden können. (…) Wie jede Bildung und Erziehung kann auch politische Bildungsarbeit unter dem Grundgesetz und den Landesverfassungen niemals neutral sein. Sie richtet sich vielmehr stets auf ethische Werte und Verfassungsziele. Das bedingt prinzipiell eine Absage an Sexismus, Rassismus, Homophobie, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Europafeindlichkeit (…) auch dann, wenn solche Positionen durch eine nicht verbotene politische Partei vertreten werden.“

Die Bekämpfung von extremistischen und diskriminierenden Positionen gehört zur staatsbürgerlichen Verantwortung

Dieses Zitat verdeutlicht, dass politische Bildung und Demokratiearbeit – gerade in einem Land mit einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung – niemals neutral im Sinne von „wertfrei“ sein können. Die Bekämpfung von extremistischen und diskriminierenden Positionen gehört zur staatsbürgerlichen Verantwortung, auch in der Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren wie dem Bündnis „Odenwald gegen Rechts“.

Schauen Sie sich die tatsächlichen Aktivitäten des Bündnisses an. Diese entkräften die unbegründeten Behauptungen im UWG-Antrag eindeutig.

Die Gemeinde Brensbach unterstützt diese Aktivitäten durch die Partnerschaft im Bündnis und drückt dies auch sichtbar aus, durch die Verwendung des Gemeindelogos auf der Homepage von „Odenwald gegen Rechts“. Das ist ein klares Signal, dass die Gemeinde sich hinter die Arbeit des Bündnisses stellt und sich aktiv für die Stärkung der Demokratie und den Schutz vor extremistischen Kräften einsetzt.

Ein weitere Behauptung der UWG ist, dass die Definition von „Rechts“ zunehmend ausgeweitet wird und demokratisch legitimierte Parteien mit einbezogen werden. Diese Behauptung bleibt jedoch eine rein subjektive Wahrnehmung. In der allgemeinen politischen Diskussion wird „gegen Rechts“ 0mit einer Haltung gegen rechtsextreme Positionen verbunden – und nicht als Haltung gegen alle Parteien des Mitte-Rechts-Spektrums. Auch der Zusatz „Bunt statt Braun“ im Bündnisname lässt hieran überhaupt keine Zweifel.

Im Gegenteil ist das Bündnis Odenwald gegen Rechts immer wieder sehr bemüht darin, den Kontakt auch zu konservativen Kräften zu suchen. Denn diese repräsentieren einen wesentlichen Teil des politischen Spektrums und könnten im Kampf gegen Rechtsextremismus eine wesentliche Rolle spielen.
Stattdessen wird nun insbesondere von der CDU versucht, kritischem zivilgesellschaftlichen Engagement die Legitimation zu entziehen. Wir erleben das im Bund und nun auch im Odenwaldkreis. Liebe Kollegen der UWG-Fraktion, ist es nun politisches Kalkül oder Naivität, dass Sie bereitwillig auf diesen Zug aufgesprungen sind?

Die Mitgliedschaft im Bündnis ist ein klares Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung

Zusammenfassend stelle ich fest: Die Mitgliedschaft der Gemeinde Brensbach im „Bündnis Odenwald gegen Rechts“ stellt weder eine parteipolitische Positionierung dar, noch verstößt sie gegen das Neutralitätsgebot. Vielmehr ist diese Mitgliedschaft ein klares Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und für die Förderung von Demokratiearbeit.

Die parteipolitische Neutralität der Gemeinde ist durch das Grundgesetz garantiert und bedarf daher keines gesonderten Beschlusses der Gemeindevertretung.

Extremismus in jeglicher Form widerspricht der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Dem gilt es präventiv durch Demokratiearbeit entgegenzutreten. Dabei sollte jedoch klar sein, dass nicht alle Formen von Extremismus gleich behandelt werden können. Besonders hervorzuheben ist, dass die Bedrohung durch rechtsextreme Kräfte im Odenwaldkreis nachweislich eine durchaus konkrete Gefahr darstellt. Auf die Initiative von Odenwald gegen Rechts ist es gelungen Fördermittel für das Programm „Demokratie leben!“ in den Odenwaldkreis zu holen. Hierüber bietet sich dem Kreis die große Chance, dass trotz knapper Kassen Demokratiebildung über Vereine und Initiativen gelingen kann.

Liebe Kolleginnen und Kollegen ich fordere Sie hiermit auf, hinterfragen Sie ihre Haltung hier und jetzt. Ich erinnere Sie an unseren gemeinsamen Resolutionsbeschluss für eine wehrhafte Demokratie im Februar letzten Jahres. Kehren Sie zu dieser Linie zurück und verlassen Sie den Irrweg, den Sie mit diesem Antrag begangen haben.

Ich mache Ihnen folgenden Vorschlag: Ziehen Sie diesen Antrag heute zurück. Stattdessen laden wir das Bündnis „Odenwald gegen Rechts“ in den Sozialausschuss ein, um uns über deren Aktivitäten zu informieren und vor allem, um gemeinsam darüber zu beraten, wie wir in Brensbach im Sinne der Demokratiebildung zusammenarbeiten können. Dies könnte zum Beispiel auch in Zusammenhang mit dem Förderprogramm „Demokratie leben!“ diskutiert werden.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Mit freundlichen Grüßen
Christian Senker

Haushaltsrede der SPD-Fraktion

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrter Bürgermeister Müller,

mehr Transparenz geht nicht. Ich möchte meine Haushaltsrede für die SPD-Fraktion mit dieser Feststellung beginnen. Die Art und Weise, wie wir in Brensbach mit Informationen aus der Verwaltung versorgt werden, ist in anderen Kommunen sicherlich nicht üblich. Die Beratungen zum Haushalt im Haupt- und Finanzausschuss waren sachlich und an vielen Stellen für den ein oder anderen sicherlich auch erhellend.

Die Gemeinde Brensbach stellt einen Haushalt auf – und das ohne eine weitere Erhöhung der Grundsteuer B. Damit liegen wir alles andere als im Trend. Der Grund dafür ist die herausragende Haushaltsführung von Bürgermeister Müller und seinem Team in der Finanzverwaltung.

In den letzten Jahren haben wir die wildesten Anschuldigungen in den Haushaltsreden gehört. Wer heute immer noch glaubt, die finanzielle Schieflage der Kommunen sei hausgemacht, lebt in einer Blase und fernab jeder Realität. Was Landrat Frank Matiaske in aller Schärfe zum Kreishaushalt zum Ausdruck gebracht hat, gilt auch für die Gemeinden im Odenwaldkreis. Die Ausgaben für die Aufgaben des Bundes und Landes wachsen jährlich, während die Anteile an den Steuereinnahmen nicht im gleichen Maße steigen. Ein Blick auf die Bereiche Brandschutz und Kinderbetreuung zeigt deutlich, wo es in der Mittelverteilung schiefläuft. Und das sind nur die beiden größten Bereiche von vielen.

Im Gegensatz zum Kreis können wir in der Gemeinde Brensbach jedoch auf Rücklagen zurückgreifen und müssen in diesen unvorhersehbaren Zeiten nicht erneut die Grundsteuer B erhöhen. Damit bleibt die Gemeinde Brensbach eine Ausnahme. Doch das ist nicht viel mehr als eine Momentaufnahme. Für alles andere müssten wir die Glaskugel bedienen. Niemand kann derzeit absehen, wie sich die Entwicklungen weiter gestalten werden. Jeder, der etwas anderes behauptet, lügt. Deshalb können wir aktuell nur auf Sicht fahren. Wir wissen jedoch, dass die Haushaltsführung in Brensbach in sehr fähigen Händen liegt.

Zweieinhalb Stunden intensive Beratungen im Ausschuss – am Ende jedoch vergebene Zeit, denn die Kolleginnen und Kollegen der CDU und UWG hatten ihre Meinung bereits im Vorfeld getroffen. Diesem Haushalt nicht zuzustimmen, zeugt von Verantwortungslosigkeit. Das wissen Sie genau. Wir haben gesehen, wie zögerlich und unsicher einige von Ihnen bei der Abstimmung im Ausschuss ihre Hand dagegen gehoben haben. Lassen Sie diese Zweifel zu. Hören Sie auf ihre Vernunft. Für die SPD-Fraktion ist es kein Problem, die Verantwortung alleine zu tragen. Das ist Brensbach gewohnt. Sie können sich also ganz entspannt der Stimme enthalten. Wir übernehmen den Rest. Lehnen Sie den Haushalt heute aber ab, dann liefern Sie gefälligst auch konkrete Gegenvorschläge.

Die CDU redet doch so gerne von den „Big Points“, an die man ran müsste. Gestern haben wir bereits einen Vorgeschmack darauf bekommen, wohin die Reise für die Christdemokraten gehen soll: Wegfallvermerke an die Stellen in der Jugendpflege und im Kulturamt, Streichung der Mietkosten für die ehrenamtliche Bücherei, Austritt aus dem Verbund der Umweltberatung, Aufkündigen der Mitgliedschaft im Zweckverband Gemeinschaftshilfe. Wenn Sie heute gegen den Haushalt stimmen, dann seien Sie auch so konsequent und stellen Sie Ihre Anträge. Aber wir gehen diesen Weg nicht mit.

Und liebe Kolleginnen und Kollegen der UWG-Fraktion, jedes Jahr die gleichen Fragen – jedes Jahr dasselbe Spiel. Allgemeinposten – man müsste, man sollte, hätte, hätte Fahrradkette. Wir warten auf Ihre konkreten Gegenvorschläge. Aber wahrscheinlich kommt nun wieder ein Antrag zur Schuldenobergrenze. Sagen Sie konkret, was man lassen oder tun soll. Für konkrete Vorschläge stehen wir immer zur Verfügung. Für allgemeine Aussagen und Geplänkel jedoch nicht.

Die SPD-Fraktion übernimmt Verantwortung – auch in diesen finanziell herausfordernden Zeiten. Die Gemeinde Brensbach investiert mit diesem Haushalt planvoll und setzt die notwendigen Prioritäten. Und wir lassen es nicht zu, dass die letzten Eckpfeiler in den sozialen Bereichen platt gemacht werden.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Sehen Sie dazu auch die Haushaltsrede von Landrat Frank Matiaske.

„Kahlschlag“ durch Bund und Land

Etat 2025 in Kreistag eingebracht – „Der Odenwaldkreis ist kein Selbstbedienungsladen“
von Stefan Toepfer

Landrat Frank Matiaske hat die Haushaltslage des Odenwaldkreises als „katastrophal“ beschrieben und scharfe Kritik an Bund und Land geübt. In seiner Rede zur Einbringung des Haushalts 2025 machte er am Montag, 17. März 2025 im Kreistag aus seinem „Frust“ keinen Hehl. Das Land und besonders der Bund bürdeten den Landkreisen und so auch dem Odenwaldkreis immer neue Aufgaben auf, „doch die notwendigen Mittel, um diese Aufgaben zu erledigen, bleiben aus“. Der Kreis bezahle die Zeche für Dinge, die andere bestellten. „Das ist ein rücksichtsloser Kahlschlag, der das fragile Gleichgewicht unserer Kommunen zerstört.“ Von kommunaler Selbstverwaltung könne keine Rede mehr sein.

Landrat Matiaske forderte eine bedarfsgerechte Finanzausstattung für die Kreise sowie für die Städte und Gemeinden, eine faire Lastenverteilung zwischen Bund, Land und Kommunen und eine ehrliche Überprüfung der kommunalen Finanzierung auf Landes- und Bundesebene. „Die Kreise und der Odenwaldkreis sind keine Selbstbedienungsläden, in denen man beliebig neue Aufgaben ablädt, ohne einen gerechten finanziellen Ausgleich zu schaffen“, hob er hervor.

Der Landrat machte deutlich, dass die Steigerung der Aufwendungen im Haushalt 2025 auf mehr als 240 Millionen Euro – das sind 40 Millionen Euro mehr als noch im Jahr 2023 – nichts mit Entscheidungen des Kreises zu tun habe. „Wir haben keinen einzigen Beschluss gefasst, der nicht aus Berlin oder Wiesbaden vordiktiert gewesen wäre.“ Die Kreisverwaltung habe 2025 keinen Stellenaufwuchs, habe Personal effizient eingesetzt, nur absolut nötige Investitionen getätigt, Fördermittel genutzt und Verwaltungsstrukturen optimiert. „Wir tun, was wir können“, doch es reiche nicht wegen der von Anderen gesetzten Rahmenbedingungen.

Alles in allem führe dies – einschließlich von Mehraufwendungen für die Rückstellungen der Beamtenpensionen um mehr als sechs Millionen Euro und der abermals gestiegenen Umlage für den Landeswohlfahrtsverband – im Haushalt 2025 zu einem Defizit von rund 19 Millionen Euro. Haupttreiber seien die Kosten für Soziale Sicherung, Jugendhilfe, Landesaufgaben und Öffentlicher Personennahverkehr. „Das sind 19 Millionen Euro, von denen wir nicht wissen, woher sie kommen sollen“, so Matiaske. So sei der Haushalt 2025 vermutlich auch nicht genehmigungsfähig. „Das ist für mich, der ich als Bürgermeister und Landrat schon 17 Haushalte vorgelegt habe, ein Novum.“

Das Defizit wäre noch höher, wenn der Haushalt nicht eine Erhöhung der von den Städten und Gemeinden zu entrichtenden Kreis- und Schulumlage um einen Prozentpunkt auf nunmehr 58 Prozentpunkte vorsehen würde. Das bringt Mehreinnahmen von rund 1,6 Millionen Euro. „Das Geld wird den Kommunen schmerzlich fehlen“, auch dort könne von kommunaler Selbstverwaltung keine Rede mehr sein, so der Landrat.

Er forderte von Bund und Land Antworten und Lösungen für die dramatische Haushaltslage. „Wir brauchen eine auskömmliche Finanzierung, wir brauchen genug Geld, um unsere Pflichtaufgaben erfüllen zu können, ohne jedes Jahr aufs Neue wieder in Haushaltsnöten zu stecken.“

Zum einen hofft der Landrat darauf, „dass die katastrophale finanzielle Situation nahezu aller Kreise dazu führt, dass Finanzvorschriften in Hessen endlich angepasst werden“ und zum anderen auf Verbesserungen in den Kommunen durch die von der neuen Regierungskoalition von CDU und SPD geplanten Investitionen, die in dieser Woche im Bundestag und Bundesrat beschlossen werden sollen – Verbesserungen, die in den nächsten Wochen in den Haushalt eingearbeitet werden können.

„Insofern werden wir hoffentlich – ich gehe davon aus in der Kreistagssitzung am 28. April – über einen anderen Haushalt diskutieren und ihn dann hoffentlich auf den Weg bringen als der, den ich ihnen heute vorlege“, so Matiaske.

Sehen Sie dazu auch die Haushaltsrede der SPD-Fraktion im Brensbacher Parlament.

Dr. Wilfried Bauer zum Vorsitzenden der Gemeindevertretung Brensbach gewählt

Im Januar 2025 wurde Dr. Wilfried Bauer (SPD) zum neuen Vorsitzenden der Gemeindevertretung Brensbach gewählt. Der Diplom-Physiker im Ruhestand lebt in Wersau, wo er fest verwurzelt ist. Auf beeindruckende Erfahrungen in der Kommunalpolitik kann er bereits zurückblicken: Viele Jahre lang ist er bereits als Mitglied der Brensbacher Gemeindevertretung sowie im Ortsbeirat Wersau aktiv. Zuletzt übernahm er als stellvertretender Vorsitzender der Gemeindevertretung und des Haupt- und Finanzausschusses verantwortungsvolle Aufgaben.

Der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Kindern bleibt auch im Ruhestand äußerst engagiert und hat sich mit zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen in Fachkreisen einen Namen gemacht. Diese Erfahrung und Expertise wird er nun in seiner neuen Rolle als Vorsitzender der Gemeindevertretung einbringen.

„Seine Wahl ist ein großer Gewinn für Brensbach“, betont Christian Senker, Vorsitzender der SPD-Fraktion. „Dr. Bauer bringt nicht nur fundiertes Fachwissen mit, sondern auch das notwendige Fingerspitzengefühl, um das Amt des Vorsitzenden mit Respekt und Würde auszufüllen.“

Die Gemeinde Brensbach darf sich auf eine weiterhin konstruktive und erfolgreiche Zusammenarbeit unter seiner Führung freuen. Wir gratulieren Dr. Wilfried Bauer herzlich zu dieser wichtigen Aufgabe und wünschen ihm viel Erfolg und Freude in seiner neuen Rolle.

Brensbacher CDU: Die Meister der politischen Höflichkeit – und der sozialen Medien

Es gibt in der Politik wohl kaum etwas, das so erfrischend erleuchtend ist, wie der respektlose Umgang der Brensbacher CDU mit ihren liebsten Feindbildern.
Keine drei Stunden nach der letzten Kreistagssitzung am 17. Februar 2025, in der es um den Verkauf der Geschäftsanteile der Odenwald Schlachthof Bauträger GmbH an einen potenziellen Investor ging, meldete sich die Brensbacher CDU bereits mit einem Paukenschlag auf Social Media zu Wort. „Politische Wendehälse“ – ein Titel, der nicht nur die Schärfe der Kritik unterstreicht, sondern auch, wie wenig der politische Anstand hier noch zu finden ist.
Doch was genau hatte die Brensbacher CDU aufgebracht? Ein Antrag der Grünen und die Zustimmung eines SPD-Abgeordneten. Aber der Reihe nach.

Die Dramaturgie des politischen Skandals

Die Kreistagssitzung hatte einen sachlichen Hintergrund: Es ging um den Verkauf von Geschäftsanteilen an der Odenwald Schlachthof Bauträger GmbH. Während die Kreis-CDU die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen lobte und dem Landrat für seinen Einsatz dankte, griff die Brensbacher CDU nach der Sitzung in gewohnter Manier auf Facebook die SPD an.
Der vermeintliche Skandal: Der Brensbacher SPD-Kreistagsabgeordnete Senker hatte einem Antrag der Grünen zugestimmt, der vorschlug, den Tagesordnungspunkt zunächst in den Ausschuss für Landwirtschaft zu überweisen, um eine detaillierte Beratung zu ermöglichen. Ein Antrag, der in einer demokratischen Gesellschaft eigentlich als vernünftig betrachtet werden könnte. Doch nicht für die Brensbacher CDU – für sie war dies die perfekte Gelegenheit, sich als selbsternannter politischer Sheriff zu profilieren und mit dem Finger auf die Mandatsträger der SPD zu zeigen – wie sich die „Wendehälse“ doch drehen!
Neben Senker enthielten sich schlussendlich auch der Brensbacher Bürgermeister Rainer Müller und die Mandatsträgerin Cornelia Reinersch aus Reichelsheim der Stimme. Dem Verkauf der Geschäftsanteile für symbolische 76 Euro stand dies nicht im Wege. Diesem stimmten neben der SPD Fraktion auch die Mandatsträger von ÜWG, FDP und CDU zu. Lediglich die Grünen stimmten dagegen.

Fehlen von Respekt – und Informationen

Doch was steckt nun hinter dieser scheinbar dramatischen Reaktion der Brensbacher CDU?
Deren Verantwortliche hielten es nicht für notwendig persönlich zur Kreistagssitzung als Gäste zu erscheinen. Und dennoch scheint ihnen das Thema so wichtig zu sein, dass es nicht einmal mehr Raum für eine sachliche Beratung geben solle. Lieber holten sich die Kollegen ihre Informationen über Dritte, als den persönlichen Dialog zu suchen – ganz zu schweigen davon, dass sie sich nicht die Mühe machten, mit Senker persönlich zu sprechen.
Dabei stellt Senker ganz klar fest, dass er die Möglichkeit eines erneuten Schlachtbetriebs, der die Bedürfnisse der regionalen Viehhalter und das Tierwohl berücksichtigt, ausdrücklich begrüßt. Aber, und das ist der Punkt, der die Brensbacher CDU scheinbar völlig überfordert: Senker hielt es für angemessen, wenn die Investoren vor der Beschlussfassung im Kreistag ihr Konzept den Madatsträgern in einer öffentlichen Sitzung hätten vorstellen können. Das ist so eigentlich üblich und trägt maßgeblich zur Transparenz bei. Insbesondere weil das mediale und öffentliche Interesse am Thema Schlachthof bekanntermaßen groß ist.

Die Frage nach der Transparenz

Konkret steht die Frage im Raum, wie mit einer angekündigten Investition von vier Millionen Euro die notwendige Modernisierung des Schlachthofs sichergestellt werden kann. Schließlich wisse man in Brensbach nur zu gut, dass bspw. eine grundlegende Erneuerung der Kläranlage auf dem Gelände notwendig ist, sowie viele andere bauliche Maßnahmen, die noch gar nicht konkretisiert wurden.
Den Mandatsträgern fehlten jedoch jegliche Details zu den geplanten Investitionen. Eine Vorstellung der angestrebten Maßnahmen hätte viele Fragen im Vorfeld klären können – Dinge, die von der Brensbacher CDU anscheinend eher als nebensächlich betrachtet werden.
Auch um etwaigen Vorwürfen gegenüber den Investoren von Anfang an vorzubeugen, hätte eine transparente Vorstellung beitragen können. Da die Investoren auch am Schlachthof in Aschaffenburg in Verantwortung stehen, stellen sich Bürgerinnen und Bürger die Frage, ob sichergestellt ist, dass es in Brensbach künftig nicht – wie zuletzt in Aschaffenburg – zu massiven Verstößen kommt.
In der Kreistagssitzung wurde von Landrat Matiaske ausgeführt, dass es dafür keinerlei Anhaltspunkte gibt. Umso wichtiger wäre es nach Senkers Auffassung gewesen, hier von Beginn an höchste Transparenz zu gewährleisten, um dem künftigen Schlachthof einen guten Start zu ermöglichen.
Doch für die Brensbacher CDU scheinen Projektvorstellung und sachliche Beratung ein unnötiger Luxus zu sein. Warum sich mit solchen Fragen beschäftigen, wenn man einfach, schnell und scharf mit dem Finger auf politische Gegner zeigen kann?

Fazit: Respekt und Sachlichkeit – Fremdwörter für die Brensbacher CDU

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Brensbacher CDU wieder einmal eine eindrucksvolle Demonstration von politischer Unreife und mangelndem Respekt geliefert hat.
Anstatt sich sachlich über die Gründe für die Enthaltungen zu informieren und auf die Fragen einzugehen, wird die SPD einfach mal wieder als Feindbild aufgebaut – mit einer Wucht, die man fast schon als unbeabsichtigte Karikatur der eigenen politischen Arbeitsweise betrachten könnte. In der Welt der Brensbacher CDU geht es wohl nur darum, wer am lautesten schreit und den politischen Gegner am schärfsten angreift, der hat Recht.
Vielleicht sollte man bei der nächsten Kreistagssitzung ein neues Thema einbringen: „Respekt in der politischen Auseinandersetzung – ein Konzept für die Brensbacher CDU?“ Aber natürlich nur, wenn der Antrag dafür von den Grünen kommt.

Wir packen an, für unsere Gemeinde.